Stefan C. Pachlina

ITler, Hobby-Fotograf und Koch, Autor, Handwerker, Gärtner, Bastler, Krimiliebhaber, Brettspieler, Retrogamer, Wanderer und Vinylist

Wandern

Von Eggendorf nach Mariazell

Eines Tages, es ist Monate her, entschloss ich mich, eine Wanderung nach Mariazell zu planen – für mich und Sabine. Die Wanderung soll aber 5 und nicht wie viele Gequälte mir berichteten, 3 Tage andauern. In 5 Tagen sollte man doch eigentlich entspannt Mariazell erreichen – so war der Plan. Daher setzte ich mich hin und plante die Route … diese wurde angepasst und angepasst … sogar noch 2 Tage vor dem Start. Es war nicht einfach auf der geplanten Route Übernachtungsmöglichkeiten zu finden, daher musste ich diese immer wieder abändern. Der Zeitraum der Wanderung war festgelegt, die Anzahl der Wanderer hob sich auf 5, ergo wurden die Zimmer reserviert und wir warteten auf den 20. Mai 2019.
Natürlich wurde noch fleißig eingekauft, um das Wander-Equipment entsprechend auszustatten.

Tag 1 – Von Eggendorf nach Maiersdorf
Endlich ging es los. Stefan, Sabine, Uschi, Roman und Susi standen in den Startlöchern. Zwar hatten wir uns vorgenommen spätestens um 08:00 von Eggendorf/Siedlung Maria Theresia los zugehen, doch dann gab es mit der Ausrüstung ein Problem:
Es regnete munter dahin und Sabine hatte einen neuen, noch ungetragenen Rucksack von Deuter – siehe da, der hat doch tatsächlich keinen Regenschutz mit an Board! Das hat uns alle doch etwas erschüttert, zumindest nimmt man es doch bei einer derartigen Marke an, dass ein Regenschutz als Standard gilt. Zum Glück bemerkten wir dies recht rasch und ich hatte einen Ersatzregenschutz vorbereitet – der passte sogar … naja, etwas zu groß, aber was solls.
Der Regen störte nicht weiter, hauptsache es war windstill, so gingen wir unsere ersten Schritte mit dem etwas üppig ausgearteten Rückengepäck in Richtung Mariazell.
Erstmal raus aus dem Ort und ab in den nächsten Richtung Wöllersdorf. Erste Inspektion: Der Regenschutz haltet dicht – gutes Omen 🙂
Wir überquerten den Tirolerbach, trippelten entlang der Piesting, (netter Wasserfall) durch Steinabrückl, unter der Autobahnbrücke durch, wo wir nach ca 1km mit einigem Abstand 2 tote Maulwürfe am Weg sahen (seltsam) und gelangten nach Wöllersdorf. Der Weg führte uns weiter in Richtung Fischaberg. Oha! Ein Lebensmittelgeschäft lag auf der Route. Schnell hinein und Gebäck kaufen für die Jause im Wald. Als wir bestückt mit Semmeln bei der Bahnunterführung angelangt waren und mit großen Schritten durchziehen wollten, gab es plötzlich ein Machtwort von Hinten: „Stopp! Schaut euch das an!“ Susi entdeckte an der Wand der Unterführung ein Nachtpfauenauge. Was für ein schöner, gewaltiger, leider selten zu sehen gewordener Falter … und was für ein „Susi-Auge“ um den getarnten Schönling beim Vorbeigehen zu entdecken!

Nachtpfauenauge

Nachdem jeder ein Foto des Prachtkerls geschossen hatte, ging es weiter. Als Ziel, um eine kleine Jause einzunehmen, wurde der Waldspielplatz unterhalb des Teufelsmühlsteins von mir genannt – ich wusste, dass es dort eine Sitzmöglichkeit gibt. Am Waldweg stießen wir auf Feuersalamander, die durch das Laub schlichen, oder sogar direkt am Weg entlang krochen.
Am Spielplatz abgekommen … aaah … das rucksacklose Sitzen tat gut, der Regen hatte auch aufgehört – wie schön es wurde Zeit um unsere Mägen mit Wurstsemmeln, Kabanossi & Co zu verwöhnen. An uns fuhren 2 Fernradfahrer vorbei, vollgepackt, sogar mit Hänger. Derartig viel Gepäck schrie nach einer gewaltigen Tour. Taschen, Kübel, Schaufel, …. witzig sah das aus, ich rief noch nach: „Wie war es in Spanien?“ … doch keine Reaktion, wie auch immer.
Leider bildet sich an meinem rechten Fuß immer wieder ein Problem. Die kleine Zehe entwickelt gerne eine Blase. Fast bei jeder Wanderung habe ich das Problem – vorsorglich schmierte ich den Bereich mit Hirschtalk ein. Auch an den 2 Tagen zuvor tat ich selbiges mit beiden Füßen. Gestärkt und eingeschmiert entledigten wir uns unserer Regenhosen und begaben uns wieder auf den Weg, da viel mir auf, dass ich den falschen Fuß eingeschmiert hatte, *kopfkratz* wie kann das sein? Nunja, ich beschloss dies beim nächsten Halt zu korrigieren. Wir zogen weiter entlang des Marchgrabenbaches zur Waldandacht. Ich erinnerte mich an das Zigeunerloch in der Nähe, welches wir sogleich besuchten – eine kleine Höhle im Fels, nichts aufregendes … da viel mir plötzlich ein, dass ich vergessen hatte, ein Schlafleiberl mit einzupacken – mit Funktionswäsche zu schlafen fühlt sich seltsam an – das nur am Rande erwähnt.
Als wir Wald & Feld samt Wiese im Blütenmeer verließen, kamen wir hinaus auf die Straße, Dreistetten war nicht mehr weit. Ich dachte mir, wäre nicht schlecht mich mal bei unserem ersten Gastwirt „Haus Bergblick“ zu melden, nur mal um Hallo zu sagen und wo wir aktuell sind, ob die Reservierung eh noch aufrecht ist. Bei diesem Telefonat stellte sich heraus, dass alle Wirte in der Umgebung geschlossen haben. Das hatte ich einkalkuliert – es gab eine Pizzeria in Muthmannsdorf, welche am Montag offen hat und liefert. Doch dies war leider eine Fehlauskunft. Auch dieser Futterversorger hatte geschlossen. Unsere letzte Hoffnung an ausgiebige Nahrung zu gelangen war gebrochen. Roman quatschte einen Autofahrer an, welcher an einer Kreuzung hielt, wo denn hier eine Gaststätte sei. Der unglaublich freundliche Lenker fuhr in die Ortsmitte um einen möglichen Wirt zu überprüfen. Er kehrte nach wenigen Momenten wieder zurück, doch leider mit einer schlechten Botschaft, alle haben geschlossen – wir müssten runter nach Muthmannsdorf, dort hat ein Wirt offen, angeblich. Wieder an Höhenmetern verlieren? Nein, das wollten wir nicht. Plötzlich „bingte“ mein Handy, unsere Gastwirtin schickte mir die Info, dass in Stollhof ein Nah & Frisch ab 15:00 geöffnet hat. Ich schmeckte schon regelrecht die Leberkässemmel und kaltes Bier floss im Geiste, im Traum meine Kehle hinunter und umhüllte geschmeidig das Schweinefett, welche in der Magensäure einen Walzer der Zersetzung tanzten … – Roman und Uschi erging es wohl nicht anders, zumindest dachte ich mir ähnliches in deren Augen erspäht zu haben. Sabine und Susi dachten wohl eher an etwas leichteres, etwas bekömmlicheres. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Da erspähte ich auf der Karte den Frankenhof, vielleicht gibts da was? Im Internet stand nicht viel, einen Versuch war es wert – so wanderten wir hoch auf 590m um vor einer verschlossenen Tür zu stehen – der Betrieb wurde eingestellt, verdammt. Wir latschten etwas missmutig entlang der Frankenhoferstraße durch Loderhof als wir einen Herren begegneten, welcher mit Stöcken unterwegs war (anscheinend ein Kurgast mit großem Durst) und unser Leid des Wirtshausendzeitszenarios teilte. Er gab uns noch eine genaue Info, wo das Bier äääääh der Nah & Frisch zu finden sei und trabte eilend davon. Bei besagtem Nah & Frisch angelangt – es regnete wieder, stürzten wir in den Innenraum. Leider gab es keinen warmen Leberkäse – Wurst, Wurzelspeck und Gebäck samt Bier wurde eingekauft (Schlafleiberl gab es keines). Ein Bierchen gönnten wir uns bei einer in der Nähe befindlichen Bushaltestelle, wo auch der nette Herr anzutreffen war – kurze Rast … dann ging es aber auch schon hurtig weiter um dem Versuch zu entsagen, ein weiteres Bierchen zu schlürfen. Weit kann es doch nicht mehr sein … huch! … noch 3km. Die Sonne kam wieder heraus.
Wir plauderten noch bezüglich dem Wetter am nächsten Tag, es soll angeblich stark regnen und windig sein … hmm … keine guten Aussichten. Uschi und ich drückten etwas auf die Tube – die Truppe hoppelte hinterher. Kann doch nicht mehr weit sein … 2km! pfffff … nochmal Kräfte sammeln und durchhalten … das Ortsschild wurde erreicht, endlich … wie im Entenmarsch watschelten wir runter zum Haus Bergblick, die Fußsohlen brummten – uns wurde Einlass gewährt 🙂
Schell ins Zimmer und duschen, um danach miteinander das Nah & Frisch Abendmahl einzunehmen. Nach einer weiteren Stunde ging es ins Zimmer. Sabine und meine Wenigkeit schmierten unsere Beine mit Diana ein, salbten die Füße mit Hirschtalk und begaben uns zur Ruhe. Wir lauschten noch einem Katzengefecht auf der Straße und schlummerten ein.

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Fazit Tag 1:
Montag hat kein Wirt offen!
Aus den einst geplanten 19,2km wurden 24,5km
Warum hab ich kein Schlafleiberl eingepackt?
Das Internet lügt und/oder hat zuwenige Infos bezüglich Bewirtung.
Natürlich habe ich eine Blase am rechten kleinen Zeh.
Es gibt extrem freundliche Autofahrer.

Tag 2: Von Maiersdorf nach Losenheim
Es wurde Tag, ich erhob mich aus dem Bett, auweh, zog die Vorhänge zur Seite und siehe da: Strahlend blauer Himmel, kein Regen, ein wunderschöner Tag 🙂 Juhu!!
Das Frühstück schmeckte wunderbar, Wurst, Käse, Marmelade, Nutella, Kaffee (über den kann man streiten) und Orangensaft. Wir beschlossen natürlich schnell aufzubrechen, das Wetter muss ausgenutzt werden.
Von Maiersdorf gings über Feldwege nach Zweiersdorf, kleiner Umweg, da wir sonst durch Hochgras hätten laufen müssen, und das bei 3 Allergiker, nö danke … huch die erste heftige Steigung von 433m auf 565m – wir schnauften alle samt – es war ziemlich warm und anstrengend, verdammter Asphalt – doch dies änderte sich bald im Wald, entlang einer Waldstraße. Nette Leute wohnen da. Aber auch hier ging es wieder bergauf. Am Ende landeten wir bei einer Straße in Grünbach am Schneeberg und überlegten, ob wir weiter hoch sollten durch den Wald, auf der Straße entlang gehen oder es weiter unten versuchen sollten, bei den Gleisen. Wir entschlossen uns für den Weg bei den Gleisen … doch überraschender Weise endete der Weg nach ~600m vor einem Zaun … oder besser gesagt, was davon übrig war. Wir krabbelten durch den Zaun und befanden uns auf einem Betriebsgelände, jössas – Bienenstöcke waren zu sehen samt Bevölkerung. Keine Ahnung was da einmal war oder noch immer ist … ich dachte mir, ich schau mal vor und bilde die Vorhut, falls ich mit dem Portier kämpfen muss, damit der Rest der Wandertruppe im richtigen Moment dazu stoßen kann um den Wächter mit lautem Gebrüll davon zu jagen 😀
Weit gefehlt, das Betriebsgelände war für jeden zugänglich, anscheinend ein Mensch & Bienen Projekt oder ähnliches. Wir steckten also unsere Dolche, Schwerter und anderweitiges Schlachtinstrument wieder ein und begaben uns erneut auf den rechten Pfad. Wir wanderten zugegeben ungern weiter auf der Straße, kreuzten die Bahn entlang der Schneebergstraße und stellten fest, dass auch hier ein Wirtshaus geschlossen und verkauft wird. Der Wirtenschwund in Österreich ist unaufhaltsam – wir werden alle STERBEN!! Den Weg nach Puchberg am Schneeberg nahmen wir links von der Schneebergstraße hoch zu einem Bauernhof und erfreuten uns am weichen Boden von Feuchtwiesen. Wir trafen zuvor ein Wanderpärchen, welches auch nach Mariazell unterwegs war … zum 3ten Mal über unterschiedliche Routen. Mit dem Alter gebe ich acht, sie waren in den besten Jahren. 😉 Die Frau hatten weißes Haar mit lila/rosa Meschen. Sie beklagten sich über fehlende Markierungen und unnötigen Metern, welche sie hinter sich brachten. Kann ich verstehen, der Weg ist schlecht gekennzeichnet, ohne GPS wäre ich vermutlich in Richtung Neusiedlersee unterwegs. Ich vermutete, als die beiden losstarteten, dass wir sie bald wieder sehen werden … zumindest früher oder später. Sie werden in Puchberg übernachten teilte Roman noch mit. Leider habe ich vergessen zu fragen wo genau. An dieser Stelle ist mir ein folgenschwerer Fehler unterlaufen: Als Sabine mich nach einem Knabbernossi fragte, verneinte ich, da ich den Rucksack nicht runternehmen wollte und wir sowieso in ca. 1h essen werden. „Na mea hob i ned braucht!“ Als ich den kolossalen Fehler bemerkte, war es bereits zu spät, die Voodoopuppe nahm Gestalt an – mir drohte Unaussprechliches. Wir wanderten entlang der mit unzähligen Blumen und Kräutern zugedeckten Feuchtwiesen, traten stellenweise in knöcheltiefen Morast bis hin zu einem Bankerl mit netter Aussicht auf Puchberg … ha! da unten ist ein Spar – da gemma hin. Beim Abstieg kamen wir an einem Pferd und Ponnys vorbei – das Pferd ließ sich von Susi streicheln, die Ponnnys wollten sie eher fressen *gg*. Seltsames stechen machte sich in meiner linken Schulter bemerkbar und Sabine schaute immer so seltsam. Ich bot ihr unterwürfig einen Snack an, doch es war zu spät, so gingen wir weiter … an Schafen vorbei hinunter zum Spar, Susi wollte da etwas besorgen, Roman hatte wohl durst nach Hopfen, Sabine besorgte auch was … vermutlich weitere Nadeln. Ob die ein T-Shirt haben? …. leider nicht. Man wird es nicht glauben, aber nebenbei sei gesagt, dass auch der Wasserfallwirt beim Sebastianwasserfall zugesperrt hat und zum Verkauf steht – wir werden alle sterben! Somit war der Weg dorthin, welcher geplant war, sinnlos. Der Wasserfall wurde vom Plan gestrichen.
In Puchberg war ein Gasthaus, ein Imbiss nach dem anderen zu sehen … wir wollten aber durchhalten, uns nicht von den Genüssen in das innere der Gaststuben zerren lassen, weil wir zum Landgasthaus Hausmann, welches lt. Internet durchgehend warme Küche bis 19:30 hat und geöffnet ist, vordringen – die Chefin kocht selbst! Vorbei am Bahnhof gingen wir schneller und schneller, eilenden Schrittes bewegten wir uns ans Ziel und … standen vor verschlossener Tür. WAAAAA!!!
Das gibt es doch nicht, ich hasse das Internet! Es drohte ein Amoklauf der Wandertruppe, die Eskalation der Situation stand uns bereits in den blutrot unterlaufenen Augen geschrieben, die Zähne gefletsch. Ich sah einen kleinen Hund, welcher mich an einen Maiskoblen erinnerte. Zum Glück der restlichen auf der Straße befindlichen Lebewesen, war gegenüber eine weitere Gaststube. Wir konnten aus dem Inneren Licht und sich bewegende Silhouetten erspähen, nichts wie rein in den Gasthof Schwarzer Adler. Das Essen war ein Gedicht sondergleichen! Die Bedienung sehr freundlich und bemüht uns arme Wandersleut zu umsorgen. Sabine hatte eine grandiose Idee: Am Bahnhof, da wo der Salamander den Schneeberg hochrattert, gibt es doch einen Souveniershop – die haben sicher T-Shirts. Welch wunderbarer Stimmungswechsel – weg von der Voodoopuppe und hin zur umsorgten Frau, welcher mein nächtliches Wohlbefinden am Herzen lag. 🙂
Wir schlugen uns die Bäuche voll, tranken ein Bierchen, auch ein abschließendes Stamperl sollte nicht fehlen.
Es gibt einen guten Grund, warum ich ungerne kurz vor dem Tagesziel in ein Gasthaus einkehre … irgendwie will man dann nicht mehr weitergehen – und genau so erging es uns allen. Romans Knie schmerzte, sämtliche Fußsohlen brannten (verdammter harter Boden) … keiner der Truppe wollte mehr weiterandern, so gingen wir erstmal zum Shop, ich konnte ein T-Shirt wenige Sekunden bevor der Shop zusperrte ergattern, das war knapp pfff. Unsere Wanderrunde beschloss den restlichen Weg mit dem Bus nach Losenheim zu fahren.
Im Nachhinein hätten wir auch gehen können, doch irgendwie waren wir dann doch etwas zu ermüdet … und untrainiert sind wir ja leider auch, ich sag nur Büro Büro. Mehr Training wäre notwendig gewesen, doch irgendwie waren wir alle in den Monaten und Wochen davor mit Verletzungen geplagt. Wie auch immer, die Busfahrt war angenehm … es Tröpfelte wieder.
In Losenheim angekommen erkannte ich den Forellenhof. „Do woa i scho amoi mit meina Famülie“ 🙂
An sich hatte der Forellenhof Ruhetag (eh kloa), aber wir durften anhand der Reservierung natürlich hinein … und da wir bereits gegessen hatten, war die Erleichterung des Personals um so höher. Die Doppelzimmer waren einwandfrei. Gleich mal Duschen, Diana, Hirschtalk (DDH) und wieder hinunter in die Gaststube zu Kaffee samt Apfelstrudel, Sodazitrone und ein Bierchen. Wir blickten uns im Forellenhof etwas um, ein Hallenbad, eine Sauna … alles da und wir durften es nutzen. Doch niemand wollte so recht, also beließen wir es dabei. Schlafenszeit war angesagt … ich zog mein Schlafleiberl an 🙂 … doch dann, was war das? Seltsame, tieftönige, vibrierende Geräusche waren aus einem Zimmer nebenan zu hören, was das wohl gewesen ist? Ein Troll? Ein Waldgeist? Werden wir es jemals erfahren? Noch etwas Musik gehört zum Einschlafen und wir schlummerten dahin, wenn auch etwas unruhig.

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Fazit Tag 2:
Aus den geplanten 19,5km wurden 17,2km.
Die Wettervorhersage kannst vergessen.
Warum hab ich kein Schlafleiberl eingepackt?
Gib der Frau zu essen, wenn sie danach verlangt!
Das Internet lügt noch immer.
Das Wirtensterben ist bedrohlich und nimmt Formen an.
Vertraue nicht dem GPS, die Route ist sowieso schlecht beschildert.

Tag 3: Von Losenheim nach Schwarzau im Gebirge
Das Frühstücksbuffet beim Forellenhof war grandios. Jeder Wunsch wurde erfüllt, was für ein Genuss.
Uns allen war klar, es regnete draußen, der Wind wehte etwas und es ging gleich mit einem Anstieg los, der erst wieder am Zwischenziel, der Edelweisshütte auf 1235m zu Ende war. Respekt vor der Strecke machte sich breit. Wir gingen los von 750m entlang der Losenheimstraße. Der Wind und Regen nervte, aber der Wald, welcher Schutz versprach, war nicht mehr weit. Wir kamen am Gschaiderhof an. Hier wollte ich eigentlich nächtigen, doch leider werden nur noch Gäste angenommen, welche mind. 2 Nächte bleiben – somit für Durchwanderer keine Option mehr. Rückblickend war der Forellenhof zwar der Teuerste auf der Strecke, doch der Komfort setzte sich wie Balsam in unsere Erinnerung. Hinter dem Gschaiderhof ging es im Wald steil nach oben. 28° Steigung geht schon ins Schenkerl – zum Glück war der Boden fürs Wandern ideal. Die Erststeigung überwunden, schnauften wir zu den Serpentinen, welche zu unserem Zwischenstopp führen. Der breite Forstweg war zwar nicht so steil wie zuvor, dennoch verlangte dieser einiges von uns ab. Es regnete weiter, der Wind war praktisch nur noch ein Lüfterl, fein fein. Als ich zur Baumgrenze, bei der letzten Biegung der Forststraße ankam, ich ging etwas voraus, sah ich etwas, dass nichts Gutes zu bedeuten hatte. Wir waren in Höhe der Wolken, welche mit hoher Geschwindigkeit vor mir über die Putzwiese donnerten. Aktuell war ich noch vom Berg im Rücken geschützt. Wieviel Km/h da vorne wohl toben? Sabine und Uschi kamen an. Die beiden warteten noch auf Roman und Susi, während ich mich mal vorfühlend in die Kriesenzone wagte. Der Boden war gatschig, rutschig, mit Steinen und Matsch versehen, ich trippelte weiter vor und stand praktisch frei im vollen Getöse. Was soll ich sagen, der Wind schob mich im Matsch einige Zentimeter ohne weiteres Zutun. Es war sehr laut, die Böhen waren heftig. Ich schätzte den Wind auf ca.120km/h. Eines war klar, das wird jetzt kein Zuckerschlecken, denn ich stand noch nicht ganz oben, da wird es noch etwas heftiger. Am Rande war da noch der Gedanke bezüglich dem Gewichtsunterschied zu Sabine … da kam mir plötzlich ein Geistesblitz: „Romansteigen“. Roman hatte einen Poncho übergezogen, es fehlte praktisch nur noch ein Seil und …. naja, lassen wir das. Ich stand für ca. 10min im Sturm und prüfte das bestmögliche Gehverhalten, dann ging ich wieder zurück. Ein Traktor kam hoch, hinterher war Roman und Susi zu sehen, welche den Sturm erblickten. Ich erklärte, dass der Regenschtz und alles was nicht anliegt runter muss. Der Sturm ist heftig, sobald dieser zu wild wird bzw. man von einer Böhe erfasst wird, unbedingt mit dem Rücken zum Wind drehen, sodass der Rucksack keine weitere seitliche Angriffsfläche hat und man sich uU. das Knie verdreht, hinfällt, etc.
Also packten wir es an und es wurde schlimmer als gedacht. Wir kämpften uns zu einem Metallgatter, dieses bei dieser Windstärke aufzubekommen war nicht leicht, der Wind war eiskalt. Uschi und Sabine waren durch, ich zeigte ihnen noch den Weg zum Almreserlhaus, ich musste brüllen damit sie mich verstehen, welches gleich um den kleinen Hügel in einer Senke Schutz bietet. Susi trabte an, weiter hinten Roman auf den ich beim Gatter wartete. Schließlich waren alle durch. Das Almreserlhaus (1.222m) liegt in einer Senke, der Wind war praktisch nicht zu spüren, clever gebaut. Nun aber rein und stärken. Der Wirt sah uns etwas verblüfft an, entweder weil wir so wahnsinnig waren und bei dem Sturm über den Wiesengrad gegangen sind, oder aber „Wos hobtsn? Schenstes Bergwedda es Büro-Banausn es durchgwaschldn.“ Wir haben es nicht erfahren. Erstmal Bier, Suppe und was Festes. Wir blickten immer wieder hoch zur Edelweisshütte, der Sturm tobte, bald war diese nicht mehr zu sehen, eine Wolkenwand schob sich tobend davor. Was solls, zur Not bleiben wir wo wir sind. Der Gedanke des Abbruches zischte in meinem Kopf, doch dann dachte ich mir wiederum, auf der anderen Seite ist wieder Wald, da werden wir den Wind genau so wenig spüren, wie beim Aufstieg.
Nach Speis und Trank ging es hinaus und hoch zur Edelweisshütte. Der Wind hatte etwas nachgelassen, der Regen praktisch auch. Wir gingen hoch (zum Teil neben dem Weg, da dieser aussah, als wäre eine Herde Kühe durchgestapft, der Matsch stand hoch) und siehe da, es waren auch andere Wandersleut unterwegs mit Huskies. Noch ein Foto am höchsten Punkt der Wanderung geschossen und ab in die nächste warme Stube auf Kaffee, Apfelstrudel, Bierchen und ein Schnapserl. Der Blick nach draußen zeigte, dass der Wind wieder zunahm, sogar heftig zunahm. Aber es half nichts, wir mussten weiter. Seltsamer Weise, konnte ich den geplanten Weg nicht finden. Ich lief rauf, runter, rechts, links, über eine aufgeweichte Wiese (mann war das anstrengend und das bei dem Sturm) – die Markierungen konnte ich erspähen, aber keinen Weg – nur Matsch, umgestürzte Bäume … hmmm …. so lief ich wieder hoch zur Truppe … und … und … bekam mal keine Luft *schnauf* Sabine deutete auf einen Weg, den wir dann auch einschlugen. Dieser war sehr schmal und gatschig, führte uns aber nach einiger Zeit zu einem Forstweg (dem Navi sein dank) auf 1.252m (von wegen höchster Punkt) – der Abstieg wurde somit eingeleitet. Rückwirkend betrachtet war der Weg der bessere. Ich hatte das Schmelzwasser des Schneebergs nicht einkalkuliert. Der andere Weg stand unter Wasser und war um einiges abfallender. Glück gehabt. So watschelten wir im Regen, ja es regnete wieder, dahin. Sehr nette kleine Wasserfälle waren immer wieder zu sehen … doch kein Wild weit und breit, dafür Schnee. Nach einigen Kehren über den Maißkogel (1153m), dem Kaltwassergraben, der Bockgrube, vorbei an der Tränkwiese überquerten wir den Voisbach und waren am Wegscheidhof unten an der Straße angekommen. Das war anstregend, doch wir waren noch lange nicht am Tagesziel, dem Bachlwirt in Schwarzau am Gebirge, angekommen. Die Bushaltestelle hätte dienlich sein können für die Jenigen die nicht weitergehen wollten, Sabine und ich wollten es aber wissen und latschten der Straße entlang im eiligen Schritt. Am Land ist es allerdings so eine Sache mit dem Bus, der fährt manchmal nur 1x am Tag, so mussten alle weiter die Beine strapazieren. In Vois angelangt überlegten wir, ob es noch einen längergestreckten Ort als diesen gibt. Wir gingen vorbei am Gasthaus Nothnagel, welches ebenfalls geschlossen war. Weiteres überlegten wir, ob wir nochmals 142m Anstieg durch den Wald gehen möchten, oder entlang der Straße wandern. Wir entschieden uns zum Wohl aller für die Straße – ich glaube das war ein Fehler. Ja gut, 142m hinauf, aber dafür wäre der Waldweg angenehmer von der Bodenbeschaffenheit gewesen und um einiges kürzer. Aber was solls, ich spürte meine Fußsohlen sowieso nicht mehr. Roman entwickelte neue Krampfadern, welche die Welt noch nicht gesehen hatte. Wir waren alle sichtlich am Ende. Die Straße L134 und B27 zog sich, ich kann es nicht beschreiben – 5km in Summe waren es noch. HA! Ortsschild, Taferl zum Wirt, das bringt doch wieder Schwung in die alten Knochen, oder? … hm .. nö, wir krochen die letzten Meter eigentlich nur noch im Automatikmodus dahin – zumindest meine Arme schwangen die Trekkingstöcke vollautomatisch, die Beine konnte ich nicht mehr so ganz kontrollieren. Tür auf und hinein. Ehrlich gesagt war es uns sowas von wurscht, dass eine Rauchwolke im Lokal stand und es zusätzlich etwas nach Moder roch – es war eher authentisch als störend, ist eben ein alter Gastwirt wie er im Buche steht. Die Wirtin ist sowas von nett und vom alten Eisen, einfach herrlich. Ich habe mich wohlgefühlt. Das Bier floss mit 1/8L pro sec. runter – zumindest das erste Flascherl. Roman und Susi trafen nach einer Weile ein. Doch dieser Tag war für Roman noch nicht zu ende. Er hatte am Weg sein Handy verloren. „Frohen Mutes“ versetzte er seine Beine erneut in Bewegung und suchte es. Beim Ortstaferl hatte er es verloren – zum Glück nicht weit entfernt. Wir aßen eine Kleinigkeit, ertränkten die Schmerzen mit Bier und gingen rauf die Zimmer begutachten. Es kam mir vor wie in alten Tagen, so in den 70/80er jahren, wie kann man sich da nicht wohlfühlen? Tuchent (Volksmund Duchant), eine Badewanne mit Duschfunktion, keine 20 Steckdosen im Zimmer sonder nur eine einzige, welche sich hinter einer Bettlampe an der Wand versteckte. Ich traute mich allerdings dieses Wunder der Technik/Elektrik nicht anzugreifen. Sabine lachte nur noch. Ich bekam Angst. War es die Aussage über die Lampe? Waren es die Strapazen? Das Bier? Kam die Voodoo-Puppe wieder zum Einsatz? hmmmmm DDH (Duschen, Diana, Hirschtalk) war angesagt und ins Bett hüpfen …. das seltsame Geräusch vom Forellenhof war wieder zu hören … hmmm.
Gute Nacht.

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Fazit Tag 3:
Aus den geplanten 16,3km wurden 22,2km
Am Berg ist das Wetter ein anderes! OMG
Der Weg kann sich ziehen, besonders auf der Straße
Das Almreserlhaus gefällt besser als die Edelweisshütte
War das anstrengend

Tag 4: Von Schwarzau nach Neuwald
Aufstehzeit! Ich merkte sofort einen Unterschied, als ich aus dem Bett kroch – ich schlief sehr gut, allerdings anscheinend nicht meine Füße. An den vorherigen Tagen, war beinahe nichts von wegen Schmerzen im Gebein zu spüren. Doch an diesem Tag … uff, das kann ja noch heiter werden. Hirschtalk und Diana kamen erneut zum Einsatz, mal sehen obs hilft. Im Bauch rumorte es auch hmmm, was hat das zu bedeuten. Wie auch immer, nach einer Sitzung am Stillenörtchen, ich denke ich muss das jetzt nicht näher erläutern, ging es an den Frühstückstisch. Kalter Rauch stand noch in der Luft, es war bereits heiteres Gasthaustreiben zu vernehmen. Förster, Jäger, Zimmermann genossen Kaffee und Tee. Wir stärkten uns mit Kaffee, ich nahm einen Kräutertee ein, Wurst, Marmelade und Käse. Ich besuchte nochmals das Örtchen, nicht gut was da abging. Wir packten zusammen und stampften los, natürlich ging es hinter dem Haus (Wanderweg 06 Eisenstadt-Mariazell) gleichmal bergauf, es schien ohne Ende. Wir schleppten uns hoch zu einem Marterl. Der Weg dahin war meinerseits von Mischgefühlen geplagt. Hält mein Hintern dicht? Oder tut er es nicht? Wenn ja, alles gut! Wenn ein, was dann? Als ich merkte, dass der Countdown bereits angebrochen war und ich nur noch ca 5min hatte, blickte ich mich um. Da war das Marterl, vor einer Scheune ein Kübel, ein Misthaufen und ein Bauernhaus. Ich schmiedete in Windeseile einen Plan. Sollte der Bauer keinen Einlaß gewähren, schnappe ich mir den Kübel, laufe hinter die Scheune, nutze diesen und leere anschließend den Inhalt auf den Misthaufen, der Kübel wird anschließend wieder zurückgestellt. Zu meinem Glück gewährte mir der Bauer nach einem „Ziag da owa de Schuach aus“ Einlass. Der Countdown stoppte bei 12 Sek als mir die Erleichterung im Gesicht stand. Nach dem ich mich beim Bauer mehrmals bedankte, ging es froh und munter entlang der Straße weiter. Auch hier war es immer wieder schön dem plätschernden Gewässer zuzusehen und zu lauschen. Pferde, Kühe und Käfer begleiteten unseren Marsch. Doch vor uns lag eine gewaltige Herausforderung: Das Gschaidl mit 1134m. Nun gut, schlimmer als der Schneeberg kann es ja nicht werden dachten wir und starteten im Preintal den Aufstieg. Am Schneeberg ging es in Serpentinen, aufs Gschaidl gehts direkt … muss ich mehr sagen? Alter Schwede, was für eine Strapaz. Es war sehr mühsam. Als wir an einer Abzweigung angekommen waren, machten wir erstmal Pause und zogen uns um, wir waren sowas von durchgeschwitzt. Eine Stärkung war angebracht. Als wir wieder alle beisammen waren, blickte ich aufs Navi wohin uns die Reise führt, dabei übersah ich, dass der Standort ungenau war, so gingen wir ca 200m in die falsche Richtung, konnten dies aber, als es mir auffiel, durch einen Abschneider wieder korrigieren. Dieser führt natürlich steil bergauf, was sonst. Doch das schlimmste Stück stand uns noch bevor. Nennen wir den Weg den steinigen Kreuzweg. Es ging steinig, steil bergauf. Links rechts zierten Kreuze, Sprüche, Danksagungen etc den Weg, aber auch Inschriften über Pilger die hier verstorben sind (Herzinfarkt etc.). Langsam tasteten wir uns voran. Quer über den Weg, etwas weiter oben, lag ein riesiger Nadelbaum, welcher uns den Weg versperrte. Dieses Hindernis konnten wir nur vorsichtig umgehen, denn es ging auf der einen Seite steil bergauf und auf der anderen steil bergab. Wir entschieden uns für bergab und meisterten vorsichtig die Hürde. Wir schleppten uns danach weiter nach oben, bis wir an einer Lichtung ankamen, welche mit Schnee versehen war. Endlich oben. Mal abgesehen von dem Sturm am Schneeberg, war das Gschaidl anstrengender, um einiges. Es ging eine Wiese hinunter zu einer Forststraße und weiter schwach bergab bis zu einer Gabelung. Es begann ein eingezäuntes Gebiet. Ich machte mir darüber noch keine Gedanken, denn die Route auf der wir uns befanden ist millionenfach begangen, auch die Seitenwege, ich habe dazu viele Berichte gelesen. Wir hielten uns rechts um später den Weg zu verlassen um runter ins Preintal zu gehen, entlang der stillen Mürz, so der Plan. Unten angekommen standen wir vor einem sehr hohen Tor, versperrt mit einer Kette. Ich muss gestehen, ich wurde wütend bei dem Gedanken, dass sich hier jemand einfach so breit macht. Ich hatte keine Ahnung warum der Zaun und das Tor da war, so kam mir der Gedanke dass sich jemand mit etwas zuviel Geld, hier einen privaten Bereich erstanden hat und diesen den Wandersleuten versperrt. Wir mussten alles wieder zurücklatschen um den beschilderten Weg wieder aufzunehmen. Man hätte doch auch oben ein Schild hinstellen können, dass es unten nicht weitergeht. Wie viele da wohl noch vor dem Tor stehen werden? Schade, der Weg neben dem Gewässer wäre herrlich gewesen. Natürlich brach eine Diskussion an während wir weiter gingen. Irgendwann, nach endlosen Schritten kamen wir an einer Wegeskreuzung an. Ein Schild verweigerte uns wegen Forstarbeiten das weiterziehen und wir wurden nach unten gelotst. Wohin nach unten? Genau! Auf den Weg, der wenige KM vorher versperrt war. *kopfkratz* So schien es jedenfalls.
Nach kurzer Rast ging es hinunter, doch es war noch ein Weg zwischen dem von mir einst geplanten. Als wir so umherblickten, entdeckten wir hunderte umgestürzte Bäume. Jungbäume waren umgeknickt. Die Stürme sowie die gigantische Schneelast zeigte ihre Spuren. Es ging rauf und runter … das schöne an der Sache war, dass wir endlich weichen Waldboden unter unseren Füßen hatten, zwar nur für ein kurzes Stück, aber immerhin. Allgemein wurde der Weg immer länger, wir trafen schlussendlich wieder auf meiner geplanten Route ein und watschelten entlang der Stillen Mürz bis nach Kaltwagl. Die Füße schmerzten wieder wie am Tag zuvor, jedoch am Ende der Tagestour. Da liegt aber noch etwas vor uns. Wir hockten uns etwas hin und versuchten den Füßen etwas Luft zu verpassen, Sabine massierte sich die Füße, damit wieder etwas Blut durch die Adern floß. Auf der Straße ging es weiter bis zum Schild nach Neuwald. Noch 3km ca 1h Gehzeit stand da. Das wirkte zermürbend. Kann aber doch nicht so weit sein. Ich legte eine flotte Sohle hin und ging voraus. Nach ca. 1km erreichten wir das Rückstaubecken der Kalten Mürz. Das Wasser war glasklar türkisfarben – mit anderen Worten: Eiskalt. Ich dachte schon daran meine Füße rein zuhalten, tat ich dann aus Unsicherheit doch nicht – nennen wir es Feigheit vor dem Kalt. Ab da wurde es zur Qual, zumindest für mich. Eine alte Verletzung an der Achillessehne meldete sich schlagartig zu Wort und das wars. Da war nur noch ein Fuß langsam vor dem anderen zu setzen und das für weitere 2km – die längsten 2km meiner gesamten Wanderschaftslaufbahn. Das Gasthaus Familie Leitner wollte und wollte am Horizont nicht erscheinen. Biegung für Biegung … oida des zaht se!
Aber da! Es war rund 200m entfernt. Gefühlte 60 Minuten schleppte ich mich mit schmerzenden, bis auf die Knochen abgeschliffenen Füße zum Gasthaus. Die abgeschabten Fleischfetzen zierten die Straße, Geier kreisten triefend ober meinem Haupt, Sabine und Uschi waren längst angekommen, sie überholten mich mit einem lächeln, obwohl ich ein Lied vernahm: „I mog nimma, i kaun nimma, i mog nimma, i kaun nimma, i …..“
Angekommen schaute mich ein freundliches Gesicht an: „Nau wos is? Samma etwa miad?“ Die Wirtin welch ein Segen!
Irgendwie schliffen wir uns in den Gastraum und nahmen Platz. Ich konnte noch ein einziges Wort aus meinen Lippen pressen: „Bier!“ Dann zogen wir unsere Schuhe aus und verloren das Bewusstsein – warum verstehe ich jetzt auch nicht ganz 😀
Als wir wieder komplett waren, verkündete ich, dass ich morgen nicht weitergehen werde. Im Augenblick stand im Gedankengut der Vernunft das Aus – keinen Schritt weiter. Zumindest waren 3 weitere von den 4 tapferen Wandersleut selbiger Meinung. Wir hatten in Summe 90km hinter uns gebracht und waren erledigt. Folgeschäden wollte ich zumindest nicht haben. Durch den Wirt und Wirtin erfuhren wir, dass das Tor das Wintergatter sei, um das Wild in einem Revier zusammenzuhalten. Ich verstehe ehrlich noch immer nicht ganz, wieso jetzt noch? Ich habe da einen Verdacht, möchte aber hier nicht näher darauf eingehen. Als wir da so saßen und überlegten, was wir verspeisen möchten, kamen 2 uns bekannte Wanderer in die Gaststube, die Dame mit weißem Haar und der nette Begleiter, natürlich bereits geduscht – sind waren ca 1h vor uns eingetroffen.Wir schlugen uns mit einem nicht in Worte zu fassenden fantastischen Gericht die Bäuche voll als gäbe es kein Morgen. Die Wirtin war so nett und kümmerte sich um ein Taxi, ich sprach mit der Taxidame, dass sie uns am nächsten Tag um 10:00 doch bitte von Neuwald Gasthof Leitner nach Mariazell kutschieren möge. Noch ein Bierchen und ab ins Zimmer, keiner wollte noch rumsitzen, eher DDH und liegen und schlafen und aus.

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Fazit Tag 4:
Aus den geplanten 21,7km wurden 26,1km
Warum ist das Wintergatter fürs Wild noch zu?
Der Winter hat enorme Schäden hinterlassen.
3km sind länger als man glaubt.
Das Essen bei den Leitners ist der Hammer!
Bus fährt keiner, Taxi ist auch nicht einfach so zu bekommen.

Tag 5: Von Neuwald nach Mariazell
Aus dem Bett gekrochen, hmmm, beinahe keine Schmerzen zu verspüren. Sabine hatte praktisch nix. Ergo packten wir zusammen und watschelten runter zum Frühstückstisch. Das ältere Pärchen war natürlich schon unterwegs. Wir schlemmerten gerade so dahin als Susi und Sabine beschlossen die letzte Etappe zu bewältigen. Es dauerte nicht lange und weg waren die beiden. Die Wirtin war so nett und führte sie nach Frein zum Waldrand, damit sich sich den Anblick der Spur meines Schmerzes an der ~5km Straße zu ersparen und um das doch sehr verzögerte Starten wieder einzuholen, sonst wären sie erst sehr spät in Mariazell eingetroffen.
Da saßen wir nun, verlassen, was tun? Was nun? Erstmal Bier! 😀
Als uns mitgeteilt wurde, dass das Taxi zu einem anderen Leitner gefahren war, in einem anderen Ort, mussten wir armen noch weitere 45min Bier trinken und die Sonne genießen, ach ja, es war ein herrlicher Sonnentag.
Das Taxi trudelte ein und wir fuhren los. Unterwegs sahen wir noch das ältere Pärchen auf der Straße gehen. In Mariazell angekommen schlugen wir uns durch die Gastronomie, betrachteten die seillose Seilbahn (Start Dez. 2019) und warteten auf unsere tapferen 2 Wanderinnen. Natürlich bummelten wir noch zu den Ständen, welche mit verschiedensten Schnapserln aufwarteten.
Am Nachmittag trudelten unsere 2 Wanderinnen ein und wir verwöhnten unsere Mägen. Noch schnell etwas eingekauft und ab zur Bahn. Ich hatte in einem TV-Bericht gehört, dass die Mariazellerbahn nicht schneller als 40km/h fährt … hmmm doch das stimmt nicht wirklich, auch Temp 80 war zu vernehmen. In St.Pölten stiegen wir um in den Railjet welcher mit 240km/h nach Wien Meidling raste. Dort trennten sich die 5 Wanderer. Wir fuhren weiter Richtung trautes Heim. Zu Hause angekommen gab es noch ein Schnapserl und DDH 🙂 … schlafen … Zzzzzzz

Fazit:
Wer meint der Weg nach Mariazell ist ein leichter, der irrt gewaltig, oder aber ist enorm durchtrainiert.
Der Weg selbst ist nicht gerade mit dem Prädikat „schön“ zu zieren, denn viele Wege verlaufen am Asphalt bzw. sehr hartem Untergrund.
Darüberhinaus ist seitens Gastronomie nur zu sagen, dass diese sehr spärlich gesäht ist. Ich denke allerdings, dass ich den Weg nach Mariazell nochmals gehen werde, man wird ja auch schlauer. Der Rucksack wird auf jeden Fall leichter ausfallen und der Weg direkter, das Training entsprechend aufgebaut. Auf Markierungen darf man sich nicht verlassen und jeder Umweg ist eine Qual.

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